Bei sommerlichem Wetter ging die Reise heute von der Fasanenstraße nach Johannisthal. Da ich mich etwas blind auf die BVG-App verließ und im ersten Anlauf das Ziel verfehlte, musste ich mich dann spontan umorientieren. Dabei erwiesen sich eine junge Rollstuhlfahrerin und ihre Begleiterin als ausgesprochen hilfsbereit. Ich würde mir wünschen, dass sie umgekehrt im Berliner Alltag eine ähnliche Hilfsbereitschaft erfahren. Denn vorher konnte ich beobachten, wie sie die Tramstrecke auf eventuelle Hindernisse und Fallstricke untersuchten und die Möglichkeiten zu einer selbstständigen Bewältigung der jeweiligen Haltestellen erörterten.
Schließlich erreichte ich eine Trainingsstätte des Vereins im Jugendzentrum Jujo, welche in einem ruhigen Wohnviertel direkt an einer Tramhaltestelle liegt.
Das Hauptanliegen des Tages war eigentlich, die neue Breitensportreferentin des Berliner Karate Verbandes, Kathy Kreuzberg, vorzustellen und es traf sich natürlich bestens, dabei gleich ihr Karate Dojo erleben zu können.
Die 41-jährige in Thüringen geborene Kathy entschied sich nach dem Abitur wegen des Studiums für Philosophie und Germanistik nach Trier zu ziehen. Dort widmete sie sich außerdem der Theaterarbeit sowie der Musik, um sich später ganz der Musik zuzuwenden.
Bald verschlug es Kathy nach Berlin und dort begann sie 2015 beim Tu`ng Dojo mit Karate. Über eine weitere Station beim TSC Berlin gelangte sie schließlich zum Karate Dojo Johannisthal (SG Treptow 93), wo sie vor einem Jahr die organisatorischen Aufgaben der Karateabteilung von Dirk Damaschun übernommen hat und auch die Haupttrainerin von aktuell 5 Trainer*innen ist. Neben der Trainer*innenausbildung erlangte Kathy viele Zusatzqualifikationen. Dies vor allen Dingen im Gesundheitsbereich, der ihr zu einem besonderen Anliegen geworden ist. Sie möchte unbedingt vermitteln, dass Karate nicht ausschließlich ein Sport für die jüngsten und fittesten ist, sondern eben auch für ältere und gesundheitlich eingeschränkte Menschen eine hervorragende Option ist. Auf diesen Fokus beabsichtigt sie einen großen Teil ihrer Referententätigkeit zu legen. Einen weiteren Schwerpunkt sieht sie im verstärkten Austausch verschiedener Gruppen innerhalb unseres Verbandes. Mir scheint das sehr gut in unsere aktuelle Verbandssituation zu passen, da wir mit mehreren neuen Protagonist*innen in unserer Arbeit zu konstruktiven Strukturen finden müssen. (Anmerkung der Verfasserin: Ich finde das richtig spaßig und spannend. Soviel „neu“ war innerhalb der letzten 20 Jahre noch nie. Es scheint gerade so viel Kontinuität wie notwendig zu geben und genügend „Nachwuchs“, um Impulse im Verband zu setzen. Wie schön: so werden wir „Alten“ vor Selbstzufriedenheit bewahrt.)
Kathy möchte außerdem daran arbeiten, die vorhandenen Angebote, die es im Berliner Karate Verband gibt, zusammenzuführen und sichtbarer zu machen. Weiterhin will sie schauen, ob sich nicht Online-Angebote im Verband realisieren ließen. Sie hat einiges geplant, aber wie ich bei den Karatekas lernen konnte: Wer viel macht, schafft noch mehr.
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Das gesamte Gespräch führten wir in der Sporthalle des Jugendzentrums. Kathy hatte dort bereits die neu erworbene Mattenfläche aufgebaut, um die folgenden drei Trainingseinheiten vorzubereiten. Auch sonst ist der Verein gut mit allem Equipment ausgestattet, das für umfassendes Training notwendig ist.
Die annährend 60 Vereinsmitglieder pflegen einen vertrauten Umgang miteinander, was zusätzlich durch gemeinsame Aktionen, Feste und vereinsinterne Turniere unterstützt wird. Es gibt zwar vorgegebene Trainingsgruppen, es sieht jedoch an diesem Nachmittag so aus, als ob sich das auch überschneiden könnte und die Trainer, die anfangs die Trainings geleitet hatten, blieben in Kathys Training und unterstützten die Anfänger. Alles spielte sich in ruhiger, gelassener Atmosphäre ab und bei Bedarf können hier alle im Sommer vor oder nach dem Training im Gartencafé des Jugendzentrums bei Kaffee und Kaltgetränken entspannen. Also rein in die Tram 60 und raus ins Jujo zum Karate.
Verf.: Brigitte Benjes
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